Quad fahren . . .Grundlagen und Bauformen

3929452.gif

Ein Quad oder ATV (kurz für All Terrain Vehicle, deutsch: „Geländefahrzeug“) ist ein kleines Kraftfahrzeug für ein bis drei Personen mit vier Rädern oder seltener mit vier Gleisketten, häufig mit dicken Ballonreifen als Geländefahrzeug. In Deutschland werden Sport- und Freizeitfahrzeuge häufig als Quad bezeichnet, Arbeitsfahrzeuge für den Geländeeinsatz, beispielsweise Bergrettungsfahrzeuge mit Allradantrieb, eher als ATV. In Kanada oder USA gibt es diese Unterscheidung nicht.

quad1111.gif

Die Vorläufer der Quads aus der jüngeren Vergangenheit waren ursprünglich von Honda entwickelte dreirädrige All-terrain (Motor)cycles (ATC). Auch Yamaha und Kawasaki machten sich in diesem Bereich einen Namen. Hauptabsatzmarkt waren die USA, hier tauchten die Fahrzeuge als erstes auf. Die Dreiräder waren zunächst nur als Freizeitfahrzeuge für die südkalifornischen Wüsten gedacht.

Die Fahrwerksgeometrie der Vierräder ist eher auf Spaß als auf Sicherheit ausgelegt. Die Motorkraft wird auf eine starre Hinterachse ohne Schwinge übertragen, auf der zugleich das meiste Gewicht des Fahrers lagert. Beim Beschleunigen wird das Vorderrad so stark entlastet, dass Lenkbewegungen nicht auf den Untergrund übertragen werden. Eine Fahrwerksfederung wurde anfangs nicht verbaut. Stattdessen boten Ballonreifen eine gewisse Federung. Die Folgen dieser sehr einfachen Konstruktion und die Unerfahrenheit der Fahrer waren zahlreiche schwere Unfälle in den USA. Um das Fahren sicherer zu machen und letztendlich auch wegen des lukrativen Absatzmarktes entwickelte die Firma Suzuki das erste vierrädrige „Quad“, die Suzuki LT 125. Andere Hersteller folgten mit vierrädrigen Produkten wenig später. Neben dem Freizeit- und Sporteinsatz wurden die Quads auch von Landwirten für die Arbeit auf ihren großen Weiden, dann als nützliches Transportfahrzeug entdeckt. Aber besonders im Sportbereich setzt sich das Quad immer weiter durch, inzwischen werden in vielen Ländern offizielle Quad-Meisterschaften ausgetragen.

Quad11.gif

Quads haben in der Regel eine starre, zum Rahmen verwindungssteife, an einer Schwinge geführte Hinterachse. Diese Art der Konstruktion sorgt zum einen für eine gewisse Kurvenstabilität, verhindert jedoch andererseits den Einsatz eines Differenzialgetriebes, da das kurveninnere Hinterrad Haftreibung mit der Fahrbahn verliert. Das kann sogar bis zum Verlust des Kontakts zwischen Fahrbahn und Reifen führen, mit einem freien Differenzialgetriebe ginge damit die Traktion verloren, der Antrieb würde nur noch auf den freien Reifen wirken. Schlupf auf einem Hinterrad ist bei dieser Konstruktion aber notwendig, er ermöglicht erst die Kurvenfahrt der kleinen Vierradfahrzeuge.

Die Vorderräder werden sowohl beim Quad als auch beim ATV an Doppelquerlenkern geführt, im Fachjargon A-Arms genannt. Bei den allradgetrieben ATV wird teilweise zusätzlich ein sperrbares Differenzialgetriebe eingebaut. Beim ATV setzt sich inzwischen eine Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenkern an der Hinterachse durch, wobei Sperrdifferentialgetriebe an der Hinterachse noch die Ausnahmen sind.

Bei ATVs mit groß dimensionierten Ballonreifen mit geringem Reifenfülldruck ist der Druck des Reifens auf den Untergrund geringer als beim typischen Quad. Das verringert den Reifenabrieb bei Kurvenfahrten. Die Einzelradaufhängung ermöglicht eine stärkere Verschränkung der einzelnen Achsen, was beim Arbeitseinsatz im schweren Gelände oder auf einem Endurotrail deutliche Vorteile gegenüber einer Starrachse bringt. Im Motocross-Sport bringt diese Bauweise keine erfahrbaren Vorteile.

smc_ram_300_tief_breit_tuning_quad_atv_028.jpg    smc_ram_300_tief_breit_tuning_quad_atv_040.jpg

Die Motorisierung der Fahrzeuge liegt zurzeit zwischen 50 cm³ und 1000 cm³ (und etwa 50 kW). Es gibt auch einige „extreme“ Sonderanfertigungen mit bis zu 1150 cm³ Hubraum oder einem Turbolader. Die Motoren sind in der Regel Viertakt-Einzylinder. Es gibt aber auch Modelle mit Viertakt-Zweizylinder, Zweitaktmotoren und Dieselmotoren. Im Bereich der Gemischaufbereitung zeichnet sich der Umstieg von den klassischen Vergasern zu elektronischen Einspritzanlagen ab. Dies geschieht hauptsächlich um die Leistung und Laufkultur der Motoren zu verbessern, aber auch um die Schadstoffemissionen der Fahrzeuge zu reduzieren.

gg.jpg

Die Fahrzeuge werden in der Regel als reines Geländefahrzeug nach Europa importiert und müssen für die Straßenzulassung aufwändig von den Importeuren bzw. Händlern umgerüstet werden. Bei der Umrüstung werden Scheinwerfer, Blinker, Bremslichter, Standlicht und Tacho nach EC-Norm angebaut. Durch Spurverbreiterung, Tieferlegung und Straßenreifen kann die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht werden. Mit einer zweiten Hauptbeleuchtungsanlage sowie einer Anhängerkupplung mit Steckdose ist eine Zulassung als landwirtschaftliche Zugmaschine möglich, bei der keine Abgasuntersuchung gemacht werden muss und Umweltzonen ohne Plakette befahren werden dürfen.

Es gibt auch Quads, die von vornherein als Straßenquad gebaut werden, sodass der teure Umbau entfällt. Sie haben im Allgemeinen eine breite Spur, Straßenreifen, einen niedrigen Schwerpunkt und Sitzposition für Fahrer und Sozius. Sehr viele Maschinen der Einsteigerklasse bis 300 cm³, gerade die der taiwanischen Hersteller wie Kymco, Adly, SYM, Dinli oder SMC, werden serienmäßig mit COC-Papieren (EU-Homologation) geliefert und der EU-Norm entsprechenden Anbauteilen. So ist eine Zulassung als VKP (vierrädriges KFZ zur Personenbeförderung) möglich. Die COC-Papiere sind EU-weit gültig, so dass z. B. eine Maschine mit erster Zulassung in Deutschland nach einem Verkauf in ein anderes EU-Land auch dort zugelassen werden kann. Dies ist mit einer Zugmaschinenzulassung nicht möglich. Quads sind per Definition keine „Zweiräder“, somit ist in Deutschland die Fahrerlaubnis Klasse B (bis 1998: Klasse 3) wie für PKW erforderlich.

Quads und ATVs mit einem Hubraum über 50 cm³ werden in der Versicherung meist als PKW eingestuft. Die niedrigste Versicherungsstufe ist 100%. Es gibt jedoch einige Versicherer, die eine spezielle (günstige) Versicherungsklasse für Quads anbieten.

Quati-D_Yamaha_YFM700Raptor_Alu1.jpg

Seit dem 1. Januar 2006 gilt auch in Deutschland für alle Fahrer und Mitfahrer von Quads die Helmpflicht. „Wer Krafträder oder offene drei- oder mehrrädrige Kraftfahrzeuge mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von über 20 km/h führt sowie auf oder in ihnen mitfährt, muss während der Fahrt einen geeigneten Schutzhelm tragen.“

yamahayfm700r3208werk_901177_1_mid_Pxgen_r_300xA.jpg

Quads und insbesondere ATVs sind in der Regel als Offroadfahrzeuge konzipiert und haben bedingt durch die für Geländefahrten benötigte Bodenfreiheit einen hohen Schwerpunkt, der zu einer Instabilität in Kurven und bei Hangfahrten (bergauf und -ab, Hangquerfahrt) führt. Eine der Fahrsituation angepasste Körperhaltung, z.B. das Verlagern des ganzen Körpers in die Kurve statt nur der Schulter, reduziert das Risiko des Kippens. Starkes Beschleunigen kann zu einer Entlastung der Vorderachse führen, wodurch das Fahrzeug nicht mehr lenkbar ist. Inzwischen werden von immer mehr Marken auch serienmäßig Straßenquads als sogenannter Supermoto-Umbau geliefert. Diese sind bezüglich Fahrwerk, Spurbreite, Schwerpunkt für das Fahren auf der Straße optimiert.

Shoutbox

Knallkopp: fülle er die leere ;)





Als Ton abspielen
Neues Bild laden